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1. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 276

1906 - München : Oldenbourg
276 51. Kurfürst Max ©manne! am Scheidewege. des Kaisers Anschluß an Österreich gesucht Hütte, bezeugt seine Korrespondenz mit dem bayerischen Residenten (Gesandten) am Wiener Hose und mit dem Grafen Schlick. Aber Woche um Woche verstrich, der kaiserliche Bescheid blieb aus. Zuletzt stellte der Kursürst ein Ultimatum. Am 5. Anglist wurde endlich am Kaiserhose das Aktenstück unterzeichnet, das über das Schicksal Bayerns im Spanischen Erbfolgekriege entscheiden sollte. Am 12. August brach Graf Schlick zum dritten Male nach München auf. Am 17. August 1702 fand in dem Neubau zu Schleißheim die denkwürdige Unterredung zwischen Max ©mannet und dem Grafen Schlick statt. Der Kurfürst beklagte sich über die Langsamkeit des Kaiserhofes, fchilderte ihm die Verlegenheit, in welche ihn die großen Anerbietungen Frankreichs, das Zögern des Wiener Hofes gebracht hätten, er fei aber entschlossen mit seinen Soldaten für Kaiser und Vaterland ins Feld zu ziehen. Nun ergreift Schlick das Wort um mit einem Aufgebot diplomatischer Beredsamkeit die kaiserlichen Anerbietungen zu entwickeln. Zwei Stunden waren bereits verflossen, als Max Emanuel, längst unruhig geworden, mit fieberhafter Spannung nach den territorialen Anerbietungen fragt. Schlick erwidert mit dem Hinweis auf die Gebiete, welche die Flotten Englands und Hollands in Spanien und in Indien erobern würden, welche unter dem Szepter des bayerischen Kurfürsten zu glänzendstem Wohlstand aufblühen könnten. Max Emanuel unterbricht ihn, in völlig geändertem Ton erhebt er sich zu einer energischen Anklage gegen die Wiener Regierung und gegen Schlick, der sich zu einer solchen Rolle hergegeben: Das sei die Antwort, auf die man ihn neun volle Wochen habe warten lassen, dafür habe er 23 Millionen Gulden und 42 000 Mann Soldaten Österreich geopfert. Man biete ihm weniger, als Schlick bereits bei feiner ersten Gesandtschaft in Aussicht gestellt. Man biete ihm Subsidien, die keinen Wert hätten ohne die Garantie Englands und Hollands, man biete ihm Territorien, die sich die Spanier nie entreißen lassen würden, die nur mit großen Flotten behauptet werden könnten. Frankreich dagegen habe ihm alles bewilligt, was er gefordert, er habe sich Bedenkzeit ansbedungen bis zum 22. August, morgen müsse der Kurier, wenn der Termin eingehalten werden solle, mit dem Bescheide expediert werden. In diesem Augenblicke wurde die Unterredung durch das Eintreffen eines Hofbeamten unterbrochen. Am Nachmittag fand eine zweite Konferenz statt. Schlick bat um acht Tage Frist uni eine neue Instruktion einzuholen. „Es ist zu spät!" war das letzte Wort des Kurfürsten. Am 19. August 1702 verständigte Max Emanuel den Grafen Monasterol, daß er den Vertrag mit Frankreich ratifiziere, am 21. August ging ein Kurier mit der Ratifikationsurkunde nach Frankreich ab. Unmittelbar darauf bricht Max Emanuel auf und bringt noch im September die Reichsstädte Ulm und Memmingen in seine Gewalt um sich die Verbindung mit den durch die Schwarz-waldpäffe heranrückenden Franzosen zu sichern.

2. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 281

1906 - München : Oldenbourg
52. Der Beginn des Spanischen Erbfolgekrieges. 281 in einer Stellung zwischen Sauingen und Dillingen so zu verschanzen, daß ihn Markgraf Ludwig nicht anzugreifen wagte. Bereits zwei Monate staub Villars im Lager bei Dillingen untätig, als Max Emanuel am 1. September bort eintraf. Er fand den Mar schall in großer Aufregung, weil Markgraf Ludwig mit dem größeren Teil feiner Armee bonauaufwärts marschiert war und man sich den Zweck dieses Marsches nicht erklären konnte. Das Nächstliegenbe wäre nun wohl gewesen, über den unter Styrum zurückgebliebenen Teil der Reichsarmee, der, allerdings in 0 er schanz ter Stellung, bei Hannsheim gegenüberstand, mit allen Kräften herzufallen. Aber Villars war zu sehr darauf bedacht, sich vor allem die bedrohte Verbindung mit Frankreich zu sichern, und das Ergebnis eines erregten Kriegsrates war eine Teilung: am 2. September rückten Max Emanuel und Villars mit 20 000 Mann in Staffeln auf der Straße nach 11 (m vor, während im Lager von Dillingen Generalleutnant Uffon mit 14000 Mann zurückblieb. Da kam noch am gleichen Tage abends die überraschende Meldung, daß Markgraf Ludwig nach Umgehung von Ulm in vollem Marsche über Memmingen auf Augsburg fei. Nun wurde wie der umgekehrt, aber zu spät, und mit einem kleinen Vorfprunge kam der Gegner vor der freien Reichsstabt an, die ihm nach kurzem Zögern ihre Tore öffnete. Der Vorschlag des Kurfürsten den Markgrafen Ludwig in feiner Stellung bei Augsburg anzugreifen fanb bei Villars keine Zustimmung und es war daher notwenbig weitere Maßnahmen zu treffen. Diese ergaben sich erst aus einem Ausgleich zwischen den auseiuanbergehenben Wünschen der beiben Heerführer. Villars, dem die Lage feit geraumer Zeit etwas unheimlich geworben war, brängte nach Westen und schlug vor nach Ulm zu rücken; der Kurfürst bagegen wollte seiner durch die feindliche Armee ftänbig bebrohten Hauptftabt näher bleiben. Schließlich einigten sie sich dahin, daß die Armee nördlich von Augsburg beiderseits des Lech, verbunden durch eine bei Thierhaupten geschlagene Brücke, mit dem Hauptquartier in Nordendorf postiert werde. Von da schreibt ant 17. September der junge Generaladjutant Graf Törring an feine Mutter: „Geftert hat der Mareclial de Villars und schier alle französischen Generalle in des Feldmarschalls Arco Lager gespeist", was daraus sd)tießen läßt, daß . die berechtigte Unzufriedenheit Max Emannels mit dem Verhalten des Villars der bayerischen Gastsreundsd)ast keinen Eintrag tat. Aus der ihm abgezwungenen Lage wurde Max Emanuel unerwarteter Weise durch den Gegner befreit. Am 18. September verließ Graf Styrum, der von Markgraf Ludwig den Befehl erhalten hatte sich Donauworths zu bemächtigen, feine feste Stellung bei Hanns heim und marschierte flußabwärts. Villars, der gerade in Dillingen anwesend war, brachte btefe Nachricht fofort nad) Norbenborf. Die Wahrscheinlichkeit eines Ersolges über Styrum war so offen-liegenb, daß Villars biefes Mal dem Kurfürsten feine Schwierigkeiten machte, fonbern ganz bamit einverstanben war dem Gegner eine Schlacht zu liefern.

3. Lehrbuch der allgemeinen Weltgeschichte für höhere Bildungsanstalten und Gymnasien - S. 370

1833 - Meissen Pesth : Wigand Goedsche
370 Neunter Zeitraum. König von England und Statthalter der Niederlande verhandelte früher mit Frankreich einen zweimaligen Theilungsvertrag der spa- nischen Monarchie, nach welchem die italienischen Lande von sel- biger getrennt werden sollten; Karl Ii., hierüber entrüstet, beschloß selbigem durch ein Testament zuvor zu kommen, da dieses aber Frankreich allen Gewinn zuwendete, so erklärte auch England dem- selben jetzt den Krieg, und Portugal, Spaniens Ecbfeindin, spater noch Sav oi en, thaten ein gleiches. Zn I ta li en begann 1701 der Kampf zuerst, wohin Eugen mit einem kaiserlichen Heere, an welches sich 10,000 Mann Preußen und Hannoveraner an- schloffen, aufbcach. Unvermuthet stand er bei Verona, an der Etsch, schlug die Franzosen bei Earpi und Chiari, machte den General Villeroi in Eremona zum Gefangenen, und nahm seine Winterquartiere in Oberitalien. Der Herzog von Marldo- r o u g h, in der Schule des denkwürdigen Türenne gebildet, befeh- 1702 ligte die englisch-holländische Armee und erschien in den Niederlan- den. Das Ableben Wilhelms Zu. änderte nichts, denn seine Nach- folgerin Anna blieb dem angenommenen Systeme Englands treu. M a r l b o r o u g h bemächtigte sich einiger Gcenzplatze in den 1703 Niederlanden, der französische Marschall Villars aber ging über den Rhein und vereinigte sich mit dem Churfürsten von Baiern. Dieser überließ den Franzosen die Bewachung seines Landes, während er selbst Tvrol überschwemmen wollte, wo ihm sodann der Herzog von V endo me, welcher nach Villeroi in Italien commanoirte, von dort aus die Hand reichen sollte. Die Eroberung von Kufstein und Jnspruck schienen günsti- ge Vorzeichen. Doch der Tyroler Muth erwachte; unter der Anführung des Amtmanns Martin Sterzing besetzten sie die Pässe des Brenners, wälzten Felsenblöcke und Baumstämme auf die durchziehenden Baiern, verfolgten sie mit ihren Geschossen, und warfen den Ehurfursten, mit Verlust der Hälfte seiner Mann- Juni schuft, zurück. Wiederum mit Villars vereinigt schnitt ihnen ein 1703 kaiserliches Corps unter dem General Styrum die Zufuhr ab; den 2». durch ein glückliches Treffen bei H öchstädt machten sie sich Luft, poch ward, wegen fortwaltender Mißverständnisse Villars abgerufen, 1703 und der geschmeidigere Graf von Marsin an seine Stelle ge- schickt. Ein Hauptschlag sollte jetzt von den Verbündeten geführt werden, um des Krieges schwankendem Gange eine bestimmte Rich- tung zu geben. Eugen, welcher gerathen, den Krieg nach Baiern zu versetzen, verließ Italien, dem Grafen von Stahrenberg den *7"^ Oberbefehl einstweilen übergebend, und kam nach Deutschland; Marlborough führte sein Heer bis Heilbronn, vereinigte sich bei i,„ Mm Ulm mit den Kaiserlichen unter dem Prinzen von Baden, und vertrieb die Baiern und Franzosen aus ihrem befestigten Lager d.2.Jli. auf dem Schellen berge, bei Donauwerth. Jetzt bor man ' dem Chursürsten von Baiern Frieden an unter vortheilhaften Be-

4. 1 = H. 132 d. Gesamtw. - S. 13

1917 - Leipzig [u.a.] : Teubner
Napoleon, Victor Lmanuel und der Papst 13 fördern. Dieser Bund wird unter dem (Ehrenschutze des heiligen Vaters stehen. Der Kaiser von Österreich tritt an den Kaiser der Franzosen seine Rechte auf die Lombardei ab, mit Ausnahme der Festungen Mantua und peschiera. . . . Oer Kaiser wird das abgetretene Gebiet dem Könige von Sardinien übergeben. üenetien wird in den italienischen Bund eintreten, verbleibt aber dem Kaiser von (Österreich.. . . 5. Brief Napoleons an Victor Lmanuel. 12. Juli 1861.1 Herr Bruder! Ich war glücklich, das neue Königreich in dem Augenblicke anerkennen zu können, wo L. Itt. den Ittann verlor, der am meisten zur Wiedergeburt seines Vaterlandes beigetragen hat? Dadurch habe ich einen neuen Beweis meiner Zuneigung zu einer Sache geben wollen, für die wir gemeinsam gekämpft haben. Indem wir nunmehr unsere amtlichen Beziehungen wieder aufnehmen, bin ich genötigt, gewisse vorbehalte für die Zukunft zu machen. Seit elf Jahren trete ich für die Macht des heiligen Vaters ein. Obgleich es nicht mein Tvunsch ist, einen Teil des italienischen Bodens zu besetzen, hat die politische Lage mich stets verhindert, Rom zu räumen. Tvürde ich es ohne ernstliche Bürgschaft getan haben, so hätte ich das vertrauen getäuscht, das das Haupt der Kirche auf den Schutz Frankreichs gesetzt hatte. Die Lage ist noch dieselbe. Ich mujz also C. Itt. offen erklären, daß ich zwar das neue Königreich anerkenne, aber doch meine Truppen in Rom lassen werde, solange C. Itt. sich nicht mit dem Papste ausgesöhnt haben und der heilige Vater in dem ihm verbliebenen Gebiete von irgendeiner Streitmacht bedroht ist. Tttögen (E. Itt. überzeugt sein, daß mich hierbei nur das Pflichtgefühl leitet. C. Frankreich und -er Papst. 1. Brief Napoleons an den Papst. 31. Dezember 1839? Trotz meiner (Ergebenheit an den heiligen Stuhl, trotz der Anwesenheit meiner Truppen in Rom konnte ich mich einer gewissen Gemeinschaft mit der nationalen Bewegung, die der Kampf mit Österreich in Italien erweckte, nicht entziehen. Nach dem Friedensschlüsse beeilte ich mich, C. H. die Gedanken zu unterbreiten, die geeignet waren, die Beruhigung der Romagna herbeizuführen, und ich glaube auch heute noch, daß diese Provinz sich unterworfen hätte, wenn C. H. eingewilligt hätten, dort einen weltlichen Statthalter zu ernennen. Unglücklicherweise geschah dies nicht, und so sah ich mich außerstande, die (Einführung 1 De Llercq, Xv S. 456. 3 Caoour mar am 6. Iuni 1861 gestorben. 3 Vuentin-Vauchart, Ii S. 258.

5. Die mittlere und neue Welt - S. 200

1873 - München : Lindauer
200 unterzeichnete Karl Theodor den von seinem Gesandten in Wien mit Kaunitz abgeschlossenen Vertrag, worin die Ansprüche Österreichs auf Niederbaieru als giltig anerkannt wurden, aber statt dessen die Oberpfalz an Österreich abgetreten werden sollte. Indessen war Österreich hiermit keineswegs zufrieden, sondern forderte alle seit dem Tode Ludwigs des Baiern von dessen Nachfolgern erworbenen Güter unter dem Vorwande heraus, daß die Belehnung mit diesen Gütern nur den Wittelsbachern 8er Ludwigscheu Linie gegolten habe, daß sohin alle diese Herrschaften eröffnete Reich stehen seien, über welche das Kaiserhaus zu verfügen habe. Dazu kameu noch von anderen Seiten Forderungen, an die niemand gedacht hatte. Der Kurfürst Friedrich August Iii von Sachsen sprach die ganze Allodialverlassenschaft, d. i. alles erbbare Privatgut des Kurfürsten Max'iii an, weil seine Mutter, Maria Autonia, die einzige noch lebende Schwester Max Iii war. Die gleiche Forderung stellte Maria Theresia, weil sie ebenfalls von einer bairischen Prinzessin abstammte (von Maria Anna, einer Tochter Wilhelms V, die den Kaiser Ferdinand Ii zum Gemahl hatte). Der Herzog vou Mecklenburg endlich forderte die Landgrafschaft Leuchtenberg, auf die seinem Hause von Kaiser Maximilian I Anwartschaft gegeben worden sei. Das Haus Österreich hielt seine Forderung durch den von Karl Theodor unterzeichneten Vertrag für gesichert. Allein einerseits wollte sich das biedere B a i e r n v o l k nicht teilen lassen, andererseits „ suchte Friedrich Ii von Preußen die Vergrößerung Österreichs zu hintertreibet:, indem er dem Kurfürsten Karl Theodor feine Hilfe gegen Österreich anbot. Nachdem dieses Angebot abgelehnt worden war, veranlaßte Friedrich den mutmaßlichen Erben Karl Theodors, den Herzog Karl August vou Pfalz-Zweibrückeu, und die auf die Erhaltung Baierns eifrigst bedachte Herzogin, Maria Anna Charlotte/ Witwe des 1770 verstorbenen Herzogs Klemens Franz von einer Nebenlinie des bairischen Hauses, die Hilfe Preußeus gegen Österreich anzurufen. Als jnait in Wien ein Abmahnungsschreiben des „angerufenen Sachwalters" nicht beachtete, ließ Friedlich seine Truppeu in Böhmen einrücken (Juli 1778). Maria Theresia wollte den Krieg vermieden wissen und schickte deshalb ihren Minister Thu gut ohne Wissen ihres Sohnes an den König nach dem Kloster Braunau. Der alte Prenßen-köuig war zu Vergleichsvorschlägen geneigt, aber Kaiser Joseph und sein Minister Kaunitz beharrten ans einer Entscheidung durch die Waffen. Der Krieg begann im Winter 1778 in Oberschlesien, wurde aber,, als ein Heer der russischen Kaiserin Katharina Ii drohend an Österreichs Grenze erschien, vor einem entscheidenden Treffen in den ersten Tagen des März 1779 abgebrochen. Der Volkswitz nannte diesen Krieg den „bairischen Rummel" oder anch den

6. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 111

1858 - Weimar : Böhlau
111 scheint keinem Zweifel unterworfen zu sein, daß Moritz zu diesem Ver- ständniß durch die Aussicht verlockt wurde, durch Theilnahme am Kriege sein Land aus Kosten seines Vetters zu vergrößern. Arglos vertraute ihm der Kurfürst Johann Friedrich, als er gegen den Kaiser an die Donau zog, die Geschützung seines Landes. Auf dem Reichstage zu Regensburg ließ der Kaiser den Protestan- ten, als sie nach dem Zweck seiner Rüstungen frugen, erwiedern: Alle diejenigen, welche ihm gehorsam wären, würden wie bisher einen gnädigen und väterlich gesinnten Kaiser an ihm finden; diejenigen aber, welche ihm zuwider handelten, könnten erwarten, daß er gegen sie sein kaiserliches Ansehn gebrauchen werde. Auf diesen Bescheid entfernten sich die protestantischen Gesandten, ohne Abschied zu nehmen, die Fürsten rüsteten sich in größter Eile, und die lutherischen Prediger forderten von den Kanzeln daß Volk auf, an die Vertheidigung der reinen Lehre Gut und Leben zu setzen. Der Kaiser war noch in Regensburg und hatte nur ohngefähr 700 Reiter und 8000 Deutsche und Spanier an sich gezogen, als die Pro- testanten bereits von allen Seiten her ihre Truppen in Bewegung setzten. Die Kriegsmacht der oberländischen Städte war Sebastian Schärtlin, einem entschlossenen und umsichtigen Führer, anvertraut. Schärtlin sah, daß es darauf ankomme, die Vereinigung des Kaisers mit frischen Truppen zu verhindern und dann diesen selbst anzugreifen. Er wollte zuerst einige tausend Mann überfallen, welche der Kaiser in Schwaben hatte werben lassen; aber diese entkamen in's Baierische, und die Bundesräthe zu Ulm verboten, im Gebiete der Herzöge von Baiern Feindseligkeiten aus- zuüben. Darauf wollte Schärtlin den Zug der päpstlichen Truppen verhindern, drang in Tyrol ein und überrumpelte die ehrenberger Klause, ein festes Schloß, welches den ganzen Paß beherrschte. Aber ein Bote brachte ihm den Befehl, er solle sich schleunigst aus Tyrol zurückziehen, um den König Ferdinand nicht zu reizen, mit dem man nicht im Kriege sei. Schärtlin zog sich zurück und vereinigte sich mit den würtembergi- schen Schaaren unter Hans von Heydeck. Schärtlin machte nun den Vorschlag, den Kaiser in Regenßburg zu überfallen, ehe er seine Verstärkungen an sich ziehen könnte. Aber auch dies ward verworfen. Unterdessen hatten der Kurfürst von Sachsen und der Landgraf von Hessen ein Schreiben an den Kaiser und ein öffentliches Manifest er- lassen, in denen sie ihre Maßregeln rechtfertigten. Karl beantwortete beide Schriften, indem er beide Fürsten in die Acht erklärte. Nachdem diese sich bei Donauwerth mit Schärtlin vereinigt hatten, waren sie 60 bis 70,000 Mann stark. Karl zog deshalb nach Landshut, um sich dort zu verschanzen. Anstatt den Kaiser anzugreifen, schickten die protestantischen Fürsten diesem abermals einen Fehdebries. Indem sie unthätig bei Donauwerth lagen, vereinigten sich 18,000 Mann spanischer und italienischer Truppen mit dem Kaiser. Dieser nahm nun seine frü- here Stellung bei Regensburg wieder ein und zog dann die Donau hin- auf nach Ingolstadt. Die Evangelischen zogen ihm nach, und es kam endlich auf Schärtlin's Andringen zu einer Beschießung des kaiserlichen Lagers, aber es unterblieb der erwartete Angriff. Der Kaiser verstärkte sick durch neue Truppen aus den Niederlanden bis auf 50,000 Mann und bedrohte die schwäbischen Reichsstädte. Die Evangelischen zogen

7. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 42

1894 - Dresden : Ehlermann
i8. Jan. 1701 42 Preussische Monarchie. — § 14. Preussens Erhebung zum Königreich. Königstitel auch Sachsen mit Annahme der Krone Polen zustehend; Aussicht des 1692 zur Kurwürde erhobenen Hannoverschen Fürstenhauses auf den englischen Königsthron. Die Anerkennung als „König in Preussen“ erlangt Friedrich vom Kaiser (erst nach längeren Unterhandlungen) 1700 gegen Zusicherung der Unterstützung bei dem Kampfe um Gewinnung des spanischen Erbes (§ 11, V. Urteil Prinz Eugens: „die Minister sind des Henkers wert, die Kaiserl. Maj. solches geraten“). Am 18. Januar 1701 setzt sich Friedrich im Schlosse zu Königsberg, umstanden von den Grossen seines Reiches, selbst die Krone auf und ergreift das Zepter zum Zeichen, „dass er seine königliche Würde keinem auf Erden zu danken, sondern solche vielmehr sich selbst gegeben habe“. Darauf Krönung seiner Gemahlin durch ihn und seine feierliche Salbung in der Schlosskirche. [Am Tage vorher Stiftung des Schwarzen Adlerordens mit der Devise „Suura cuique.“] Urteil Friedrichs des Grossen: „Er sprach dadurch zu seinen Nachfolgern: „„Ich habe euch einen Titel erworben, macht euch dessen würdig; ich habe den Grund zu eurer Grösse gelegt, ihr müsst das Werk vollenden ““ V. Länderzuwachs. Bei dem Tode Wilhelms Iii. von Oranien erbt Friedrich 1702 Mörs (Grafschaft am linken Rheinufer im heutigen Rgbz. Düsseldorf) und Lin gen (Grafschaft am rechten Emsufer in dem heutigen Rgbz. Osnabrück). Das gleichfalls an ihn vererbte Neufchätel und Valeng in (Grafschaft nw. vom Neufchäteler See) wird ihm anfangs von Ludwig Xiv. bestritten, aber 1707 durch die Landstände zugesprochen. Zu gleicher Zeit wird Tecklen-burg (Grafschaft am nw. Abhang des Teutoburger Waldes) durch Kauf erworben. Vi. Fortschritte im Innern, i) Das Gewerbe wird durch Aufnahme von Ausländern (auch Friedrich gleich seinem Vater Schutzherr der Evangelischen) gefördert. 2) Das Heer wird bis auf 40,000 M. vermehrt, eine Art Landsturm (die „Miliz“) aus der Landbevölkerung gebildet. 3) Förderung von Wissenschaft und Kunst, a) 1692 Gründung der Universität Halle. (Der Rechtslehrer Christian Thomas i u s , von der Universität Leipzig durch Engherzigkeit

8. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 46

1871 - Münster : Coppenrath
deutendsten Werbeplatz des Kaisers. Die Kaiserlichen zogen sich nach Bayern zurück, und als Schärtlin sie verfolgen wollte, erhielt er vom Augsburger Stadtrath, dessen Dienstmann er war, den Befehl, das neutrale Gebiet des Herzogs von Bayern nicht zu betreten. So wurde der Plan des kühnen Feldherrn, Negensbnrg selbst anzugreifen, wo sich noch immer der Kaiser mit seiner kleinen Macht befand, vereitelt. Um den italienischen Truppen den Durchgang zu versperren, besetzte er schnell die Ehren b erg er Klause, den wichtigsten Paß aus Italien nach Deutschland. Schon machte er Anstalt, weiter über die Alpen zu rücken, der Stadt Jnnspruck sich zu bemächtigen und mithin beide Wege, welche aus Italien durch Tirol nach Deutschland führen, zu versperren; als ganz Tirol zu den Waffen griff, und ihm auch noch von bett Bundeshäuptern der Befehl ertheilt ward, Tirol sogleich zu räumen, weil der König Ferdinand, der Herr des Landes, bett Krieg noch nicht erklärt Hobe. So warb der Kaiser durch die Uneinigkeit und Planlosigkeit feiner Gegner aus der drohenden Gefahr gerettet und konnte feiiffc Macht mit neuen Truppen verstärken. Alsbald brach auch das sächsische und hessische Heer nach Süddeutschland auf. Die beibett Buitbeshäupter schielten dem Kaiser eine förmliche Kriegserklärung zu, in welcher es unter anderen hieß: „sie seien sich keiner Widersetzlichkeit gegen ihn bewußt; er aber habe die Absicht, ihren Glauben und die Freiheit des Reiches gewaltsam zu unterbrücken." Da sprach der Kaiser bte Reichsacht über sie aus, nannte sie Empörer, Meineidige und Hochverräter, bte ihm Krone mtb Scepter nehmen wollten, nnb trug bent Herzoge Moritz von Sachsen*) die Vollziehung der Reichsacht ans. Dieser war selbst Protestant, dazu Vetter des Kurfürsten und Schwiegersohn des Landgrafen *) Sachsen bestand dcnials ans bcm Kurfürstenthnme und beut Her-zogthnme. Jenes gehörte der älterm ober Ernestinischen, bieses bev jüngeren ebev Albertinischen Linie. Die kurfürstliche Üicfibcnj war Wittenberg, die herzogliche Leipzig.

9. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 350

1871 - Münster : Coppenrath
— 350 — Gebietes, dann, im Jahre 1809, den ganzen Kirchenstaat und vereinigte ihn mit Frankreich. Nom mürbe für die zweite Hauptstabt des Reiches erklärt. Den ehrwürbigeu Greis aber, der allen Mißhandlungen eine christliche Gebnlb und Glaubhaftigkeit entgegensetzte, ließ er auf die empörenbfte Weise gefangen nach Frankreich abführen. — Anf gleich ungerechte Weise hatte er schon früher auch Hetrurieu an sich gerissen, so daß nun ganz Italien unter französischer Herrschaft ftanb. 83. Krieg Oesterreichs gegen Frankreich (1809). Friebe zu Schönbrunn 1 809. Unterbessen hatte Oesterreich, das nach so vielen Schlägen des Mißgeschickes und nach so schweren Wnnben, die es erhal ten, benuoch nicht verzweifelte an der Sache Europas, unausgesetzt gerüstet und auch eine allgemeine Lanbwehr errichtet, wohl fithlenb, daß das ftehenbe Heer allein einen Staat nicht schützen könne. Während die kleineren Staaten willenlos 91** poleon’s Siegeswagen folgten, währenb Preußen erbrückt, und Nnßlanb mit dem Welteroberer im Vunbe war; ba erhob sich noch einmal der hochherzige Kaiser Franz, um allein zu bestehen den Mesenkamps, und das ganze Laub war voll auf* opfernber Begeisterung. Napoleon's Heere waren gerabe jetzt größtenteils in Spanien beschäftigt; um so eifriger aber rüsteten die mit ihm uerbiiubeten Fürsten, besonders die deutschen, gegen Oesterreich. Um dem seitlichen Angriffe zuvorzukommen, brach Erzherzog Karl in Bayern ein, Erzherzog Johann in Italien, Erzherzog Ferbiuaub in Warschau. Die Welt erstaunte, als sie die furchtbaren Heerscharen des so geschwächten Oesterreich erblickte. Allein die Stunbe der Erlösung hatte noch nicht geschlagen. Zwar eroberte der ritterliche Erzherzog Karl im raschen Siegeszuge München, eroberte Regensburg; ba aber kam Napoleon selbst mit Sturinesgewalt aus Spanien herbergeeilt und hemmte gvößtentheiu mit beu Truppen der ihm verbündeten deutschen Fürsten den Siegeszug. Kurz, aber blutig

10. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 181

1910 - Düsseldorf : Bagel
181 zeichneten, erhielten den Frieden. Kriegskosten bezahlten sie 8 bezw. 6 Millionen Gulden. Mit Hessen wurde verabredet, daß es Homburg und Biedenkopf abzutreten habe, auch das Besatzungsrecht von Mainz, namentlich aber, daß es mit Oberhessen in den Norddeutschen Bund eintrete. Da es nun undenkbar war, daß die übrigen Hessen im Kriegsfälle einer ändern Partei angehörten als die Oberhessen, ward dieser Punkt bald dahin vervollständigt, daß die hessischen Truppen als geschlossene Division dem 11 Armeekorps zugeteilt werden sollten. Welche Vorteile Frankreich erreicht, davon hörte man einstweilen nichts. Es schien indes jedem undenkbar, daß Bismarck ihm nicht große Zugeständnisse gemacht habe. Am schwierigsten war auch jetzt wie 1815 die Frage wegen Sachsens. Kein Land hatte seit Jahrhunderten sich so hartnäckig dem Emporkommen Preußens entgegengestemmt wie Sachsen, am leidenschaftlichsten noch jetzt zuletzt unter dem Minister v. Beust. Nunmehr war das ganze Land im Besitze Preußens. Anderseits aber hatte Sachsen auch die wärmsten Fürsprecher. Es war begreiflich, daß Oesterreich, welches allein von den sächsischen Truppen einen treuen Beistand erfahren, für seinen besten Freund besonders warm eintrat. Aber auch Frankreich sprach ähnlich. Es machte dieselben Vorschläge, wie sie schon 1815 gemacht waren; es möge das protestantische Sachsen an Preußen und das katholische Rheinland an den katholischen König von Sachsen kommen. Bei Napoleons Plänen, die Grenze im Osten zu „berichtigen“, konnte ein Grenzverschieben an dieser Stelle auch für Frankreich vorteilhaft sein. — — Allen Weiterungen entgegenzutreten, riet Bismarck auch hier zum raschen, maßvollen Abschluß. Sachsen hatte 10 Millionen Taler zu zahlen, das Post- und Telegraphenwesen den Preußen zu überlassen und in der Kriegsherrlichkeit mit den Bedingungen sich zufrieden zu geben, die für alle Bundesmitglieder gelten sollten. Der Bundestag war zuletzt von Frankfurt nach Augsbjrg in die „Drei Mohren“ verlegt. Langsam wie er immer gewesen, war er auch im Sterben. Erst am 24. August sprach der letzte österreichische Vorsitzende in Augsburg seine „Auflösung“ aus. — Dem preußischen Landtage gegenüber hätte Bismarck triumphierend auf seine Erfolge hinweisen können. Es war aber schöner, daß er jetzt eine „Indemnitätsvorlage“ einbrachte und
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